ÖGARI[1] und FASIM[2] wirken an der Erstellung eines Nationalen Aktionsplan Sepsis mit:

Bewusstseinsbildung, Früherkennung und Ausbau der Post-Sepsis Care sind wesentliche Anliegen zur Verbesserung des Outcomes dieser potentiell tödlichen Erkrankung

  • Die Sepsis verursacht pro Jahr weltweit mindestens 11 Millionen Todesfälle, bis zu 50% der Sepsisüberlebenden leiden langfristig an körperlichen und psych(olog)ischen Folgen
  • Verbesserung des Outcomes durch holistisches Patient:innenmanagement anhand eines durchgängigen Versorgungspfades
  • Bewusstseinsbildung, angelehnt da das britische Vorbild: „Could it be Sepsis?“, zur Steigerung der Früherkennung

Wien, 13.09. 2023 Sepsis entsteht als lebensbedrohliche Komplikation, wenn das Immunsystem überschießend auf verschiedenste Infektion reagiert. Diese Abwehrreaktion bis zu einem septischen Schock mit (Multi-)organversagen führen. >>Ohne frühzeitige medizinische Behandlung verläuft eine Sepsis oft tödlich oder bringt schwerwiegende und langanhaltende gesundheitliche Konsequenzen für die betroffenen Patient:innen mit sich.«, erklärt Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden, Präsidentin der FASIM, Federation of Austrian Societies of Intensive Care Medicine und Vorstandsmitglied der ÖGARI, sowie Leiterin einer Intensivstation an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien.

Versorgungspfad für ein holistisches Krankheits-Management

Sepsis ist, anders als oft vermutet, keine seltene Erkrankung, sondern ein weltweit verbreitetes Gesundheitsproblem mit einer hohen Sterblichkeit. »Es ist vielen nicht bewusst, dass Sepsis nicht bzw. zu spät behandelt, in hohem Maße lebensbedrohlich ist und schnell gehandelt werden muss, somit also einen medizinischen Notfall darstellt.«, betont Frau Prof. Dr. Eva Schaden. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages, der jährlich am 13. Septemberbegangen wird,erinnert Frau Prof. Dr. Schaden andie Wichtigkeitder Entwicklung  eines durchgängigen Behandlungspfades von der Prävention über die Früherkennung, leitliniengerechte Diagnostik & Behandlung bis hin zur Nachbetreuung inklusive Rehabilitation (Post – Sepsis Care). »Es gilt evidenzbasierte Diagnose- und Behandlungsalgorithmen gemeinsam umzusetzen, um die Sepsis-Sterblichkeit deutlich zu senken.«, so Frau Prof. Dr. Eva Schaden.

Britisches Vorbild: ‚Könnte es eine Sepsis sein?‘

In der Früherkennung kommt der Awareness – insbesondere des Gesundheitspersonals – große Bedeutung zu. Nach britischem Vorbild („Could it be sepsis?“, https://sepsistrust.org/the-importance-of-asking-could-it-be-sepsis/) sollte bei augenscheinlich kranken Patient:innen die Diagnose Sepsis in Erwägung gezogen werden. Auch wenn die Zeichen einer Sepsis unspezifisch sind, gelten Verwirrtheit, ein schweres Krankheitsgefühl, schnelle Atmung, rascher Puls, niedriger Blutdruck und eine fehlende oder sehr geringe Harnproduktion, wenn sie im Zusammenhang mit einer möglichen Infektion auftreten, als „red flags“.

Sepsis stellt insbesondere für ältere, multimorbide Menschen und Säuglinge und Kleinkinder eine Bedrohung dar, kann aber auch junge, gesunde Personen treffen. »Oftmals scheitert es schon am Begriff Sepsis, mit dem viele nichts Konkretes assoziieren. Dem müssen wir mehr Augenmerk schenken.«, so Frau Prof. Dr. Schaden.

Auch Spätfolgen der Sepsis behandeln

Die Spätfolgen einer überstanden Sepsis – als Post – Sepsis Syndrome bzw. Post – ICU Care Syndrome (PICS) zusammengefasst – sind eine immense Herausforderung für unser Gesundheitssystem, vor allem aber für die betroffenen Patient:innen und deren An- und Zugehörige. »Um all jene Langzeitfolgen besser zu managen, die bei Patient:innen nach einer Sepsiserkrankung auftreten können, wäre eine krankheitsspezifische und bedarfsgerechte Nachsorge, am besten im Rahmen einer PICS-Ambulanz, wünschenswert.«, bestätigt Assoc. Prof. Priv.- Doz. Dr. Eva Schaden.

Internationale Aktivitäten

Expert:innen der FASIM und ÖGARI[3] sind gemeinsam mit zahlreichen medizinischen Gesellschaften Mitglied der Global Sepsis Alliance (GSA)[4] und der European Sepsis Alliance (ESA).[5] Die internationalen Aktivitäten zur Aufklärung haben bereits Erfolge gezeigt: So hatte die WHO-Generalversammlung die Sepsis bereits 2017 als globales Gesundheitsproblem anerkannt und die UN-Mitgliedsstaaten aufgefordert, in der nationalen Gesundheitspolitik der Prävention, Diagnose und medizinischen Behandlung schwerer Infektionen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Kernforderungen und -botschaften der WHO-Sepsis-Resolution[6]

  • Verbesserung der Früherkennung durch die verstärkte Nutzung des Wortes Sepsis
  • Steigerung der Aufmerksamkeit für und Aufklärung über die Frühsymptome von Sepsis in allen medizinischen und gesellschaftlichen Bereichen
  • Steigerung der Impfraten gegen Influenza, Pneumokokken und andere Infektionen, die zur Sepsis führen können
  • Vermeidung von behandlungsassoziierten/nosokomialen Infektionen im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen und im ambulanten Bereich durch Optimierung der Vorbeugungsmaßnahmen
  • In Übereinstimmung mit dem Globalen Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenz: Verbesserung des gezielten Einsatzes von Antibiotika sowie Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch die Implementierung von Antibiotic-Stewardship-Programmen
  • Entwicklung effektiver Strategien zum Umgang mit Patient:innen, die mit multiresistenten Keimen infiziert sind, und effektives Management von Erregerausbrüchen multiresistenter Keime
  • Weiterentwicklung von Vorbeugungs- und Eindämmungsstrategien für Pandemien und Epidemien
  • Verbesserung und Nutzung des ICD-Klassifikationssystems um die Entwicklung der Sepsishäufigkeit und -sterblichkeit sowie der Antibiotikaresistenz zu verfolgen
  • Förderung der Forschung und Entwicklung innovativer und effektiver Impfstoffe, präventiver Maßnahmen, Diagnostika und Therapeutika
  • Schaffung von geeigneten Versorgungsstrukturen für Sepsisüberlebende

[1] ÖGARI Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin https://www.oegari.at

[2] FASIM Federation of Austrian Societies of Intensive Care Medicine, Verband der intensivmedizinischen Gesellschaften Österreichsm, Präsidentin Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden  https://fasim.at

[3] https://www.oegari.at/int-news/1097

[4] https://www.global-sepsis-alliance.org

[5] https://www.europeansepsisalliance.org

[6] https://sepsis-stiftung.de/app/uploads/2018/11/2018_04_01_Memorandum_Sepsisplan_gesamt.pdf