Das „International Symposium on Intensive Care and Emergency Medicine“ (ISICEM), organisiert von der Université Libre de Bruxelles, fand dieses Jahr virtuell vom 15. bis 18. September statt. Von den zahlreichen interessanten Beiträgen präsentieren wir fünf, an denen österreichische Forscherinnen und Forscher beteiligt waren.

1. Extrazelluläre Vesikel (EVs) sind werden während Sepsis mit C-reaktivem Protein (CRP) assoziiert

Eine Forschergruppe der Donau-Universität Krems untersuchte die Assoziation von C-reaktivem Protein (CRP) mit extrazellulären Vesikeln (EVs) im Plasma von Sepsispatienten, außerdem die potenziell proinflammatorischen Effekte von EVVesikel-gebundenem CRP in vitro und inwieweit der CRP-Absorber PentraSorb Vesikel-assoziertes CRP reduzieren kann.

Die Ergebnisse der Studie:

  • Es zeigten sich höhere Konzentrationen von CRP tragenden EVs (45,9±17,2% CRP+EV) im Plasma von Sepsispatienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen (0,2±0,2% CRP+EVs).
  • Freies CRP im Plasma von Sepsispatientinnen und -patienten kann mit PentraSorb effizient ex vivo vermindert werden.
  • Durch die adsorbierende Behandlung scheint CRP von EVs getrennt zu werden und freies CRP wird kontinuierlich entfernt.
  • CRP-tragende EVs aus dem Plasma von Sepsispatientinnen und -patienten rufen eine Interleukin-8- Freisetzung in Monozyten hervor (2185±822 pg/mL), die signifikant durch eine vorhergehende CRP-Verminderung (1250±728 pg/mL) reduziert wurde.

Quelle: ISICEM Poster P472: Extracellular vesicles are associated with C-reactive protein during sepsis. B. Fendl, R. Weiss, T. Eichhorn, V. Weber – Christian Doppler Labor für innovative Therapieansätze in der Sepsis, Donau Universität Krems; Center for Biomedical Technology, Department für Biomedizinische Forschung, Donau-Universität Krems

2. Einfluss von extrazellulären Vesikeln auf Verteilung von Monozyten-Untergruppen

Die Forscherinnen und Forscher der Donau-Universität Krems und der Medzinischen Universität Wien analysierten nach einer Monozyten-Isolierung aus dem Gesamtblut die Verteilung von Monozyten-Untergruppen sowie den potenziellen Einfluss von Thrombozyten und extrazelluären Vesikeln (EVs), die von Thrombozyten freigesetzt wurden.

Zirkulierende Monozyten beinhalten klassische (CM, CD14++CD16), intermediäre (IM, CD14++CD16+) und nicht-klassische (NCM, CD14+CD15++) Untergruppen. Änderungen in der Untergruppen-Verteilung, insbesondere eine Verschiebung zu proinflammatorischen CD16+-Monozyten wurden in verschiedenen Pathologien einschließlich Sepsis beschrieben.

Ergebnisse der Studie:

  • Die Isolierung von Monozyten aus Vollblut führt nicht zu einer Verschiebung von Monozyten Subtypen.
  • Isolierte Monozyten enthalten residuale Thrombozyten (Monozyten zu Thrombozyten-Ratio 1:346 im Gesamtblut und 1:2 in isolierten Monozyten).
  • Die Lagerung von isolierten Monozyten bewirkt eine Verschiebung zu CD16-positiven Monozyten; damit geht ein Anstieg an IM einher (IM, CD14++CD16+)
  • Die Verschiebung hin zu CD16-positiven Monozyten wird potentiell durch Interaktion von Monozyten mit residualen Thrombozyten bzw. von Thrombozyten freigesetzten EVs vermittelt.

Quelle: ISICEM Poster P473: Influence of extracellular vesicles on the distribution of monocyte subsets. B. Fendl, R. Weiss, T. Eichhorn, A. Spittler, V. Weber – Christian Doppler Labor für innovative Therapieansätze in der Sepsis, Donau-Universität Krems; Center for Biomedial Technology, Donau-Universität Krems; Core Facility Flow Cytometry & Surgical Research Laboratories, Medizinische Universität Wien.

3. Dynamik der Gehirn-Herz-Interaktion: Zusammenhänge zwischen Herzratenvariabilität, Interventionen und Outcome bei Patientinnen und Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma

Anhand von Daten bei 273 Patientinnen und Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma, welche in das prospektive CENTER-TBI Register eingeschlossen wurden, untersuchten eine Forschergruppe aus Deutschland, Italien, Großbritannien und Österreich den Response der Herzratenvariabilität (HRV) auf übliche ICU-Interventionen wie der endotrachealen Absaugung, Sedierung und induzierten Hypothermie. Außerdem wurde der Zusammenhang zwischen HRV und Outcome analysiert.

Schlussfolgerungen der Studie:

HRV spiegelt die Schwere des Schädelhirntraumas sowie die ICU-Interventionen wider. Die Analyse von HRV Parametern ist aussagekräftig, aber störanfällig für Lärm und ICU-Geräte. Eine dynamische Analyse während der Intervention könnte prognostische Informationen liefern.

Quelle: ISICEM Poster P030: The brain-heart interaction-dynamic relationship between variability of heart rate, interventions and outcome in traumatic brain injury – a CENTER TBI analysis.Bogdan-Andrei Ianosi (UMIT Hall in Tirol); Verena Rass (Medizinischen Universität Innsbruck) et al.

4. Temperatur und zerebrale Autoregulation bei Schädel-Hirn-Trauma Patientinnen und Patienten

Ein internationales Forscherteam analysierte Daten von 102 Schädel-Hirn-Trauma-Patientinnen und Patienten aus der multizentrischen CENTER TBI Studie, bei denen kontinuierlich der intrakranielle Druck, der arterielle Blutdruck und die Temperatur gemessen wurde. Ziel der Untersuchung war es, das Verhältnis zwischen Temperatur und zerebraler Autoregulation zu beschreiben.

Rund die Hälfte der analysierten Patientinnen und Patienten (49 von 102) entwickelten Fieber und 44 Prozent der Patienten hatten ein schlechtes 6-Monats-Outcome. Fiebernde Patienten benötigten signifikant längere Monitoringzeiten [123 (IQR 73-65) vs 47 (1QR31-86) Stunden, p<0,001] verglichen mit fieberfreien Patientinnen und Patienten.

Die Assoziation des Anstiegs der zentralen Temperatur mit der Verschlechterung der zerebralen Autoregulation legt nahe, dass Fieber bei Patientinnen und Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma vermieden werden sollte. Weitere prospektive Studien sind notwendig, um involvierte Mechanismen (wie z.B. Entzündungsmediatoren oder zentral- autonome Dysregulation) verdeutlichen zu können.

Quelle: ISICEM Poster P031:Temperature and cerebral autoregulation in traumatic brain injury patients – a CENTER TBI Analysis.  Bogdan-Andrei Ianosi (UMIT in Hall in Tirol); Verena Rass (Medizinische Universität Innsbruck) et al.

5. Thrombotische Komplikationen während extrakorporalen Membranoxygenerierung bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten

Ein deutsch-österreichisches Forscherteam führte für den Zeitraum zwischen Jänner 2018 und April 2020 eine retrospektive Registerstudie durch, um die Komplikationsrate bei veno-venöser extrakorporaler Membranoxygenerierung (V-V-ECMO) zu untersuchen. Dafür wurden die Daten von 66 Patienten analysiert, die mit V-V-ECMO behandelten wurden. 11 dieser Patienten waren COVID-19 positiv.

Die Forschergruppe kam zum Schluss, dass bei COVID-19-Patientinnen und Patienten mit V-V ECMO-Behandlung häufig ein Thrombus entsteht, der potenziell lebensgefährlich ist. Das Thromboserisiko dieser COVID-19-Patienten ist höher, als bei beatmeten Patientinnen und Patienten ohne COVID-19, daher sollte das Behandlungsteam besonders darauf achten, diesen Komplikationen entgegenzuwirken.

Quelle: ISICEM Poster P522: Thrombotic circuit complications during venovenous extracorporeal membrane oxygenation in COVID-19. Katrin Steiner (Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerzherapie, Universitätskliniken Med Uni Wien) et al.