Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden leitet ab sofort die Agenden der Federation of Austrian Societies of Intensive Care Medicine (https://fasim.at)

Erstmals steht eine Frau dem Verband vor, der den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den intensivmedizinischen Gesellschaften fördert. Assoc.-Prof. Eva Schaden ist auch Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), eine der beiden größten intensivmedizinischen Fachgesellschaften, die wiederum Gründungsmitglieder der FASIM sind.

Ihre Aufgaben im weiteren Sinne sieht Eva Schaden im engen Austausch mit den einzelnen Gesellschaften und im kontinuierlichen Aufbau für den (wissenschaftlichen) Nachwuchs.

Konkret arbeitet die Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin seit einem Jahr am Aufbau eines Intensivregisters mit. Als ein weiteres zentrales Anliegen formuliert sie die weiterführende Versorgung aller jener Patient*innen, die nach überstandener Behandlung auf der Intensivstation weitere Betreuung benötigen. Es brauche ein »Continuum of Care mit ausreichenden Step-down & Post-ICU-Care Einheiten«, so die Präsidentin der FASIM.

Das folgende Interview mit Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden führte Dr. Birgit Kofler- Bettschart:

Sie sind in der ÖGARI Stellvertreterin für den Bereich Intensivmedizin im Vorstand und Vorsitzende der AG Intensivmedizinische Projekte. Kürzlich wurden Sie auch zur FASIM-Präsidentin gewählt. Was ist die Rolle der FASIM, auch im Verhältnis zu jener der einzelnen Fachgesellschaften?

Die FASIM ist die gemeinsame Plattform aller intensivmedizinischen Fachgesellschaften und intensivmedizinischer Arbeitsgruppen Österreichs. Die Gründung erfolgte durch die beiden größten intensivmedizinischen Gesellschaften – die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und die Österreichische Gesellschaft für Internistische und Allgemeine Intensivmedizin und Notfallmedizin (ÖGIAIN). Die FASIM gewährleistet mit ihrem breiten Spektrum an Mitgliedern die umfassende Basis für die Vertretung intensivmedizinischer Belange in Österreich. Auch hier gilt: Gemeinsam sind wir stärker!

Was sind die wichtigsten inhaltlichen Schwerpunkte, die Sie in Ihrer Präsidentschaft zu setzen planen?

  1. Erhalt und weiterer Ausbau der im Rahmen von COVID-19 erfreulich intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit in fachlichen und auch ethischen Belangen (z.B. gemeinsame COVID-Empfehlungen)
  2. Aufbau eines Forums für den Nachwuchs – working title „Junge FASIM“ – um gemeinsam z.B. Kriterien für die Erhaltung der Attraktivität des Arbeitsumfeldes in der Intensivmedizin zu erarbeiten oder auch Bedingungen zu definieren, die die Übernahme von Führungspositionen (in der Klinik aber auch in intensivmedizinischen Fachgesellschaften) auch für Frauen attraktiv macht
  3. Aktualisierung der Intensivdokumentation, damit sich eine zeitgemäße Intensivmedizin (mittel- bis langfristig) auch in der Vergütung niederschlägt

Die Pandemie hat für die Öffentlichkeit ein Schlaglicht auf die Intensivmedizin geworfen wie nie zuvor. Wie könnte diese/s neue öffentliche Bewusstsein/Bekanntheit weiter genutzt werden?

Kurzfristig erscheint es mir wesentlich, dass bei aktuell bewältigbaren Fallzahlen nicht gleich wieder in Vergessenheit gerät, dass Intensivmediziner*innen und ihre Teams immer noch mit den Herausforderungen der bisherigen Pandemiewellen beschäftigt sind. Derzeit gehören wir in den Gesundheitseinrichtungen Tätigen zu den wenigen, die täglich praktisch ununterbrochen Masken tragen und mit der Betreuung von COVID-Patient*innen und deren Angehörigen unabhängig von deren Impfstatus und/oder Risikoverhalten gefordert sind. Ein Dank oder besser noch eine (finanzielle) Anerkennung dafür ist meines Wissens aber leider nicht geplant.

Mittel- bis langfristig wünsche ich mir, dass dieses Bewusstsein für die Bedeutung der Intensivmedizin für die Gesundheitsversorgung und damit letztlich auch für die Sicherheit der Gesamtgesellschaft ein nachhaltiges ist und die Maßnahmenkataloge, die namhafte Intensivmediziner*innen für die sog. „Resilienz der Intensivmedizin“ für Krisenfälle aller Art erarbeitet haben, auch zur Umsetzung gebracht werden – Stichworte „Intensivregister mit zentraler Koordination der ICU-Belegung“ oder auch „Continuum of care mit ausreichend Step-down & Post-ICU-Care Einheiten“ .

Auf europäischer Ebene gibt es eine Diskussion über eine*n eigene*n Fachärztin für Intensivmedizin, ohne Grundlagenfach wie in Österreich und vielen anderen Ländern. Wie sehen Sie diesen Vorstoß?

Ich spreche mich klar gegen eine*n Fachärzt*in für Intensivmedizin ohne Grundlagenfach aus, denn u.a. trägt die Ausbildung in einem Grundlagenfach zur Sicherung des Nachwuchses bei und die in dem Grundlagenfach Tätigen können im Falle eines großen Bedarfs an Intensivmediziner*innen als „Personalreserve“ dienen. Für diesbezügliche Details darf ich auf einen Letter an das EJA-Journal verweisen, den wir gemeinsam mit dem Präsidenten und Past-Präsidenten der ÖGARI verfasst haben. s. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35452054/