Eine beim digitalen Kongress Euroanaesthesia präsentierte Arbeit aus Österreich von Prim. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Gustorff (Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Wiener Gesundheitsverbund, Klinik Ottakring, und Sigmund Freud Privatuniversität Wien) sowie Katharina Oberneder und Florian Zitzmann (beide Sigmund Freud Privatuniversität Wien) geht der Frage nach, ob eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion bei zuvor nierengesunden COVID-19-Intensivpatientinnen und -patienten das Risiko der Sterblichkeit erhöht und ob dieses durch Dialyse gesenkt werden kann. Eine akute Nierenfunktionsstörung ist ein signifikanter Risikofaktor für die betroffenen Patientinnen und Patienten, der zu einer erhöhten Mortalität im Vergleich zu Menschen mit einer zuvor bestehenden chronischen Nierenerkrankung führt, belegt die Studie. Es zeigte sich nur eine geringe Auswirkung einer Nierenersatztherapie auf das Überleben. Die Arbeit aus Wien schaffte es unter jene kleine Auswahl von Postern, die in ESAIC-Pressemitteilungen zum Kongress vorgestellt wurden.

Mehr als ein Viertel der Patientinnen und Patienten, die mit COVID-19 hospitalisiert werden, leiden an einer akuten Nierenschädigung (AKI). Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass eine Nierenschädigung bei an COVID-19 Erkrankten mit einem hohen Mortalitätsrisiko asoziiert ist.

Für die bei der Euroanaesthesia präsentierte Studie wurden retrospektiv 129 Fälle von COVID-19-Patientinnen und -Patienten analysiert, die zwischen 1. September 2020 und 15. Februar 2021 auf zwei Intensivstationen der Klinik Ottakring aufgenommen worden waren. Das mittlere Alter lag bei 66,5 Jahren, zwei Drittel der Erkrankten waren Männer.

Es wurden drei Gruppen gebildet: Patientinnen und Patienten mit einer renalen Vorerkrankung bei Aufnahme (33 Personen); bei Aufnahme nierengesunde Menschen, bei denen am fünften Tag nach Aufnahme eine AKI auftrat (26 Personen); und Patientinnen und Patienten, die sowohl bei Aufnahme als auch am fünften ICU-Tag nierengesund waren (70 Personen). 32 Personen benötigen im Laufe des Intensivaufenthaltes eine Nierenersatztherapie.

45 Prozent der Menschen mit einer Nierenerkrankung in der Vorgeschichte, 54 Prozent der AKI-Patientinnen und -Patienten und 17 Prozent der nierengesunden Personen verstarben auf der Intensivstation – es gab also einen deutlichen Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich der Mortalität. Weder die frühe Einleitung einer Nierenersatztherapie noch die Dauer der Dialyse hatten einen signifikanten Einfluss auf die Mortalität.

Weitere Studien sollen zu einem besseren Verständnis beitragen, wie verschiedene Faktoren in dieser Patientinnen- und Patientengruppe die Behandlungsergebnisse beeinflussen und wie sich darauf basierend die Therapie optimieren ließe.

Quelle: Pressemitteilung der ESAIC – www.eurekalert.org/news-releases/938297