Die Einnahme oraler Antikoagulantien erhöht im Falle eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) das Risiko einer intrazerebralen Blutung bzw. Blutungsprogression.1, 2 Bedingt durch die Grunderkrankung, die eine dauerhafte Antikoagulation notwendig macht, sowie das Trauma per se, besteht für diese spezielle Patientengruppe aber auch ein besonders hohes Risiko, eine venöse Thromboembolie (VTE) zu erleiden.3, 4 Eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung bezüglich Diagnostik, Reversierung und Wiederbeginn der gerinnungshemmenden Dauermedikation ist also entscheidend für das Outcome der Patienten. Dies stellt auch deswegen eine große Herausforderung für die betreuenden Mediziner dar, da es nur wenig evidenzbasierte Literatur zu diesem Thema gibt. Die Arbeitsgruppe Perioperative Gerinnung (AGPG) der ÖGARI lud deshalb österreichische Experten aus den Bereichen Hämatologie, Labormedizin, Neurochirurgie, Neurologie und Traumatologie zur Diskussion ein. Mit Blick auf die aktuelle Literatur und unter Einbeziehung klinischer Erfahrungen entstand dabei eine „Best clinical practice“-Empfehlung zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei Patienten mit (vermuteter) Einnahme oraler Antikoagulantien (VKA, NOAKs, Thrombozytenaggregationshemmer), die im Februar in dem renommierten Journal „Critical Care“ publiziert wurde. Die Gliederung des Textes erfolgte anhand relevanter Fragestellungen aus dem klinischen Alltag. Die detaillierte Diskussion der aktuellen Literatur und Herleitung der jeweiligen Empfehlung einzusehen, steht das publizierte Paper online kostenlos zum Download bereit. Eine ausführliche Zusammenfassung* ist soeben in den Anästhesie Nachrichten 4/2019 erscheinen und auf www.pains.at nachzulesen. *von Dr. Marion Wiegele, Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien Referenzen:

1. Frontera JA et al. Guideline for reversal of Antithrombotics in intracranial hemorrhage: a statement for healthcare professionals from the Neurocritical Care society and Society of Critical Care Medicine. Neurocrit Care. 2016;24:6–46.

2. Carnevale JA et al. Blossoming contusions: identifying factors contributing to the expansion of traumatic intracerebral hemorrhage. J Neurosurg. 2018;129:1305–16.

3. Denson K et al. Incidence of venous thromboembolism in patients with traumatic brain injury. Am J Surg. 2007;193:380–3 discussion 3–4.

4. Praeger AJ et al. Deep vein thrombosis and pulmonary embolus in patients with traumatic brain injury: a prospective observational study. Crit Care Resusc. 2012;14:10–3