Dr.in Rebana Scherzer im Interview mit der Redaktion von Anästhesie.news

Seit ihrer Gründung 2014 hat sich die „Junge ÖGARI“ von einer engagierten Initiative zu einer festen Arbeitsgruppe (ARGE) innerhalb der ÖGARI entwickelt – mit dem Ziel, jungen Ärztinnen und Ärzten in der Anästhesie eine starke Stimme zu verleihen. Heute ist die ARGE breit aufgestellt, österreichweit vernetzt und im Vorstand der ÖGARI aktiv vertreten.

An der Spitze steht derzeit Dr.in Rebana Scherzer, die sich mit viel Engagement für die Interessen des ärztlichen Nachwuchses einsetzt. In diesem Interview spricht sie über ihre Rolle in der Fachgesellschaft, aktuelle Projekte und die Vision einer modernen, zukunftsorientierten Anästhesiologie.

Liebe Frau Dr.in Scherzer, Sie leiten die Arbeitsgruppe „Junge Anästhesie“ der ÖGARI. Was dürfen junge Kolleginnen und Kollegen sich von der AG erwarten?

Wir setzen uns in der ÖGARI für einen österreichweiten Erfahrungsaustausch und Kommunikation auf Augenhöhe ein und bieten unseren jungen Mitgliedern die großartige Möglichkeit, Projekte/interessante Fallbeispiele/Forschung am AIC in der „Session der Jungen Anästhesie“ vorzustellen. 

Welche Ziele haben Sie sich mit Ihrem Team für die nächsten Monate konkret gesetzt – was steht im Mittelpunkt?

Zentrale Themen sind Mental Health und Second Victim. Hier findet nach wie vor zu wenig Sensibilisierung statt, zumal die Assistenzärzt:innen, der Ausbildung geschuldet, auch meist bei schwierigen Situationen (Schockraum, Notfallmedizin, Intensivstation) in der ersten Reihe stehen. Wir setzen uns dafür ein, entsprechend unterstützende notfallpsychologische Systeme zu etablieren und gleichzeitig zu diesen Themen Aufklärung zu betreiben.

Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verändert – sowohl innerhalb der Gruppe als auch im Fach Anästhesie aus Sicht des Nachwuchses?

Ein großer Punkt in den letzten Jahren war natürlich die Umstellung der Notarztakkreditierung, d.h. das bereits in der Assistenzzeit die Notarztausbildung absolviert werden darf und folglich auch die Notarzttätigkeit noch in der Ausbildungszeit ausgeübt werden kann. Generell steigt die Arbeitslast und die damit zu übernehmende medizinische Verantwortung. 

Wie erleben Sie den Austausch und die Vernetzung junger Anästhesist:innen in Österreich? Wo funktioniert es gut, wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?

Zwischen den großen Unikliniken, sowie Zentren österreichweit gab es immer schon einen sehr guten Austausch. Ein weißer Fleck stellen hier sicher noch kleinere Kliniken im ländlichen Bereich dar. Dort ist vernetzungstechnisch sicher noch viel Luft nach oben.

Welche Rolle spielen digitale Formate, Social Media und neue Lernkonzepte für Ihre Arbeit in der AG?

Gerade für Nachwuchsrekrutierung und Werbung für das Fach spielen diese Formate mittlerweile eine sehr große Rolle. Jüngere Generationen holen sich mittlerweile fast ausschließlich ihre Informationen aus solchen Kanälen, auch wenn dies sicher manchmal für die älteren Generationen schwer zu verstehen ist bzw. befremdlich wirkt. Unser Instagram-Kanal „Junge ÖGARI“ ist der beste Beweis dafür. Stand heute haben wir bereits fast 500 Follower und verzeichnen täglich hunderte Aufrufe!

Gibt es Kooperationen mit internationalen Organisationen wie der ESAIC oder anderen Nachwuchsinitiativen, von denen Ihre Mitglieder profitieren?

Ja natürlich. Die Arbeitsgruppe Junge ÖGARI betreut jedes Jahr den ÖGARI Stand auf der ESA und vertritt die ÖGARI somit auch jährlich auf der ESA.

Welche Themenschwerpunkte setzt sich die „Junge ÖGARI“ für das laufende Jahr – beispielsweise im Rahmen des AIC-Kongresses oder durch eigene Veranstaltungen?

Schwerpunkte wie bereits angesprochen, sind Notfallpsychologische Erste Hilfe Systeme wie das PEER-System u.ä. und die Sensibilisierung für Themen wie Second Victim. Wir können unseren Patient:innen nur dann die bestmögliche Betreuung geben, wenn unsere Resilienz stark ist und wir dabei gesund bleiben.

Welche Anliegen oder Wünsche möchten Sie an den ÖGARI-Vorstand herantragen – etwa in Bezug auf Weiterbildung, Sichtbarkeit oder Förderung? Die älteren Generationen müssen die jüngeren Generationen versuchen zu verstehen und vice versa. Meist ist das in beide Richtungen nicht ohne Kompromisse einzugehen möglich, diese notwendige Selbstreflektion würde ich mir von jung und alt manchmal etwas mehr wünschen. 

Wenn Sie einen Wunsch für die Zukunft der Anästhesie formulieren dürften – welcher wäre das aus Sicht der jungen Generation?

Der ÖGARI Vorstand besteht mittlerweile aus sehr erfahrenen Kolleg:innen, vielleicht würden hier jüngere Kolleg:innen im Vorstand erstens von der Erfahrung der älteren profitieren und für frischen Wind sorgen. Es wäre schön, wenn sich mehr Gesichter der jüngeren Generationen im Vorstand wiederfinden würden.