Die ÖGARI begrüßt die jüngst durch das Rote Kreuz „wiederbelebte“ Diskussion um eine Reform des SanG, welche von der „Initiative Zukunft Rettungsdienst“ seit mehreren Jahren gefordert wird. Es steht für uns außer Frage, dass diesem wesentlichen Teil der außerklinischen Gesundheitsversorgung endlich der Rahmen zu geben ist, den er für eine zeitgemäße Patientenversorgung braucht. Die letzten 20 Jahre brachten entscheidende Entwicklungen in den medizinischen Möglichkeiten, die ubiquitäre Verfügbarkeit digitaler Unterstützung, aber auch enorme demographische Veränderungen und zunehmende finanzielle Herausforderungen mit sich – auf all dies braucht es eine zeitgemäße Antwort.

Diese kann allerdings nicht in einer Ausweitung der Ausbildungsordnung nach unten, durch Einführung weniger qualifizierter Sanitätshelfer*innen und Ablehnung einer akademischen Ausbildung für diplomierte Notfallsanitäter*innen erreicht werden. Es braucht eine umfassende Reform, die das Ausbildungsniveau auf zumindest jenes Level hebt, welches in allen EU-Ländern heute Standard ist.

Dies wird auch von der Mehrheit der österreichischen Notärzt*innen so gesehen. In einer jüngst seitens der ÖGARI österreichweit durchgeführten Erhebung („Austrian Emergency Day 2025“) sprachen sich die aktiv tätigen Notärzt*innen für eine vertiefte Ausbildung der Sanitäter*innen aus: knapp 90% befürworten eine dreijährige Ausbildung (aktueller EU-Standard). Damit würden Sanitäter*innen nicht nur endlich die Voraussetzungen für ein Berufsbild erlangen, sondern auch entscheidend zur Entlastung der extramuralen Akutversorgung beitragen können. In dieser aktuellen Befragung zeigte sich, dass nach Einschätzung der Notärzt*innen ca. 50% der Notarzteinsätze durch adäquat ausgebildete Sanitäter abgewickelt werden könnten. Dies würde notärztliche Ressourcen für jene Einsätze freispielen, wo sie tatsächlich gebraucht werden.

Neben einer umfassenden theoretischen Ausbildung sieht die ÖGARI (und mit ihr die aktiven Notärzt*innen) den wesentlichen Schwerpunkt vor allem in der Vertiefung klinischer Fertigkeiten durch eine entsprechende Ausbildung in z.B. Notaufnahmen und Akutbereichen von Krankenhäusern. Die Praxis im Umgang und in der Betreuung kranker Menschen lässt sich nicht allein im Rahmen von Krankentransporten und Rettungseinsätzen erlernen. Auch mit der Freigabe der zunehmend großzügigen Verabreichung von Notfallmedikamenten gemäß standardisierter Protokolle allein ist es nicht getan, ebenso wenig wie mit der Vorhaltung telemedizinischer Beratungsleistung durch Notärzt*innen. Für eine adäquate Notfallversorgung durch Notfallsanitäter*innen braucht es beides – die unabdingbare Basis muss aber eine adäquate Ausbildung sein! Hier gibt es seit Jahren ein klares Curriculum, welches vom Bundesverband Rettungsdienst (BVRD) gemeinsam mit den in der „Initiative Zukunft Rettungsdienst“ vertretenen medizinischen, juristischen und sozialwissenschaftlichen Organisationen entwickelt wurde.

Einen zusätzlichen Vorteil brächte die qualitative Gleichstellung der Sanitäter-Ausbildung mit jener anderer Gesundheitsberufe: Dies würde endlich die Durchlässigkeit innerhalb der Gesundheitsberufe ermöglichen, und so mittel- bis langfristig den Einsatz qualifizierter und erfahrener Sanitäter*innen auch in anderen Bereichen der intra- und extramuralen Versorgung, wie etwa in Kooperation mit niedergelassenen Ärzt*innen, Primärversorgungszentren oder als Gemeinde(notfall)sanitäter*innen ermöglichen. Denkbar wäre aber auch eine Tätigkeit im Bereich anderer sozialer Dienste oder in (Notfall-) Ambulanzen von Krankenhäusern.

Eine zeitnahe Reform des SanG bietet also ungleich mehr Möglichkeiten als Regularium für den Rettungsdienst zu sein. Die Zeit drängt, ausgereifte Konzepte liegen vor.