Weltsepsistag am 13. September 2018

Während in der Öffentlichkeit die Sepsis im Zeitalter der Antibiotika häufig als seltene Erkrankung mit potenziell letalem Ausgang angesehen wird, zeichnen epidemiologische Daten ein gänzlich anderes Bild. Generalisierte Infektionen wie die Sepsis und in ihrer schwersten Ausprägungsform der septische Schock  sind keineswegs Einzelfälle: Jährlich versterben weltweit etwa fünf Millionen Menschen im Rahmen schwerer Infektionen. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine grobe Schätzung der Todesfälle, da in zahlreichen Gegenden der Welt, der Zugang, vor allem der ländlichen Bevölkerung, zu einer medizinischen Versorgung kaum oder gar nicht möglich ist.

Für Österreich gibt es bezüglich der tatsächlichen Anzahl jährlicher Sepsisfälle und der Sterbehäufigkeit im Rahmen der Erkrankung leider keine verlässlichen Angaben. Wir können aber, durch Kenntnis der Daten aus Deutschland, auf die Sepsis-Häufigkeit in Österreich schließen: Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 280.000 Sepsisfälle erfasst. Davon sind 68.000 Patientinnen und Patienten (24,3 Prozent) im Krankenhaus verstorben. In Österreich, mit etwa 1/10 der deutschen Bevölkerung, ist daher mit rund 28.000 Sepsisfällen pro Jahr (286 Fälle pro 100.000 Einwohner) zu rechnen. Bei vergleichbarer Sterberate bedeutet das, dass in Österreich ca. 6.700 PatientInnen pro Jahr an der Sepsis versterben.

Die folgende Abbildung zeigt die hochgerechnete Zahl der Sepsistoten in Österreich im Vergleich zu Erkrankungen, die von der Bevölkerung gemeinhin als die häufigsten Todesursachen in unserem Land angesehen werden:

Diese Zahlen zeigen das wahrscheinliche Ausmaß des Problems. Schwere generalisierte Infektionen sind eine der Haupttodesursachen, insbesondere beim älteren, vorerkrankten Menschen aber auch beim Säugling und bei Kleinkindern.

Eines der Hauptprobleme bei der Früherkennung der Sepsis sind die zunächst oft unspezifischen Krankheitssymptome, die gerne verharmlost oder falsch interpretiert werden und so zu einer Verzögerung der Diagnose, mit deutlicher Verschlechterung der Überlebensprognose führen, wie die folgende Grafik zeigt.

Als positive Entwicklung wird aus Sicht der ÖGARI, die gemeinsam mit zahlreichen internationalen medizinischen Gesellschaften Mitglied der Global Sepsis Alliance (GSA) ist, die Anerkennung der Sepsis als globales Gesundheitsproblem durch die WHO am 26. Mai 2017 gesehen. Durch diese WHO Resolution werden die 194 Staaten der UN aufgefordert in ihren gesundheitspolitischen Planungen, der Prävention, Diagnose und medizinischen Behandlung schwerer Infektionen mehr Raum zu geben.

Wir hoffen, dass der von der GSA und ihren Mitgliedsgesellschaften organisierte jährliche Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2018 die Gefahren und die Probleme rund um das Thema Sepsis einer breiten Öffentlichkeit bekannt macht.    Wünschenswert wäre es auch, dass von Seiten der österreichischen Gesundheitspolitik größere Anstrengungen zur Erhebung valider Daten, zur Aufklärung der Bevölkerung, zur Durchsetzung effektiver Präventionsprogramme wie etwa Impfprogramme und zur Einführung von Benchmarkprojekten zum Vergleich der Behandlungsqualität innerhalb von Österreich und mit anderen Ländern geschaffen werden.